Der Talmud

Jüdische Traumdeutung

     Aus der Bibel wissen wir, dass die Traumdeutung für die Alten Babylonier, Midianiter und Hebräer wichtig war. Und zwar vor allem, wenn es darauf ankam, zu wissen, was in der Zukunft geschehen wird. Die Midianiter erwähne ich wegen einem in Richter 7:13 - 15 beschriebenem Traum, den Gideon beim Lager der Midianitern gehört hat und der von den Midianitern so gedeutet wurde, dass sie gegen Gideon und sein israelitisches Heer verlieren würden. Im neuen wie im auch alten Testament hat es viele Geschichten, in welchen Gott oder Engel den Leuten in Träumen etwas offenbaren (Hiestand, 1994, pp. 13 - 15; Woods & Greenhouse, 1974, pp. 137 - 149). Im 2. Buch Mose 12:6, verkündet Gott Aaron und Miriam, dass wenn jemand unter ihnen ein Prophet sei, dann werde er sich ihm in einer Vision zu erkennen geben und in Träumen mit ihm sprechen. In Hiob 33:15-17 sehen wir, dass Gott die Träume aber auch für anderes benutzen kann. "Im Traum, im Nachtgesicht, wenn der Schlaf auf die Menschen fällt, wenn sie schlaffen auf ihrem Bett, da öffnet er das Ohr der Menschen und schreckt sie auf und warnt sie, damit er den Menschen von seinem Vorhaben abbringe und von ihm von der Hoffart tilge." Es ist vielleicht auch interessant, dass im Alten Testament den Männern in Träumen und Visionen, Botschaften übermittelt werden und nicht Frauen (Van de Castle, 1994, p. 56).

     Der Talmud, eine Sammlung jüdischer Weisheiten, dessen Niederschrift während der babylonischen Gefangenschaft begonnen wurde und heute 63 Bände umfasst, hat 217 Traumreferenzen. 4 den Träumen gewidmeten Kapitel befinden sich im 1.Traktandum. Dort steht geschrieben, dass die Talmudgelehrten die Träume einerseits als ethische und religiöse Führung, und andererseits als Prophezeiungen betrachteten. (Woods & Greenhouse, 1974. 13, p. 151). Da ist es auch, wo die von Rabbi Hisda geäusserte Weisung `Ein Ungedeuteter Traum ist wie ein ungelesener Brief` geschrieben steht. Beeindruckend ist auch Rabbi Jonathans Lehre `Einem Mann wird in seinen Träumen das gezeigt, was er in seinem Herzen denkt` (Van de Castle, 1994, p. 34) Im Hebräischen ist das Wort für Traum Hala, das zum indo-germanischen Wortstamm um Heilen gehört.

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