Der Sphinx -- frontalansicht

Ägyptische Traumpraktiken

     Wie die Mesopotamier, die Griechen und die Römer haben auch die Ägypter in den Träumen nach Botschaften zur Zukunft gesucht (cf. Meier, 1987, pp. 48 - 57), doch wurde das nicht als der einzige Sinn der Träume angesehen.   Wir wissen viel zu den Ägyptischen Traumritualen, wir haben von den Ägyptern Träume und sogar Traumdeutungsanleitungen überliefert bekommen (Wolff, 1952,pp. 9 - 12).   Laut Van de Castle ist die früheste bekannte ägyptischen Trauminterpretation im Chester Beatty Papyrus III aus der 12. Dynastie (2050 - 1790 v. chr.), und befindet sich im British Museum.   Der Hauptteil besteht aus 143 guten und 91 schlechten Träumen samt ihren jeweiligen Interpretationen, und lehrt uns viel über die ägyptischen Ansichten zu Träumen.   Während einige Traumbilder symbolisch verstanden wurden, wurden andere über (verwandte) Wortbedeutungen gedeutet, die in anderen Sprachen aber keinen Sinn machen würden.   So wurde ein Traum in welchem man den Hintern entblösste deshalb so gedeutet, dass man ein Waise wird, weil das ägyptische Wort für Waise und Hintern dasselbe ist (Van de Castle, 1994, p, 56).

     Van de Castle schreibt weiter, dass die Ägypter dachten, dass die Träume von verschiedenen Göttern wie Bes, Set, und Thoth gesendet werden.   Ein Traum in welchem sich keine Zukunftsbotschaft findet, ist jener Traum den man auf einer Stele vor der Sphinx gefunden hat.   Da steht geschrieben, dass der Pharao Thutmosis IV (1400 v. chr.) im Traum vom Gott Harmakhu den Auftrag bekam den Sand um die Sphinx abzutragen.   Das liess er dann auch ausführen.

     Die Anbetung der Apis Stiere bei Memphis begann schon sehr früh und wurde bis ins Römische Zeitalter weitergeführt.   Sie repräsentierten nicht nur Kraft und Fruchtbarkeit, sie wurden auch als Orakel genutzt. In der Hellenistisch-Ägyptischen Zeit hat Ptolemäus II die Serapis (ein name der von Osiris und Apis kommt) Anbetung eingeführt.   Die grössten Serapeum genannten Tempel waren in Memphis und Alexandria.   Van de Castle schreibt weiter, dass Orakel oder professionelle Traumdeuter (auch als die "Gelehrten Männer von der magischen Bibliothek" bekannt) in diesen Tempeln wohnten.   Auf einer Inschrift vor einem Traumdeuterbüro stand folgendes geschrieben: Ich deute Träume, und habe Gottes Mandat, dies zu tun, viel Glück, der Traumdeuter hier ist ein Kreter (Van de Castle, 1994, p 55).

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