Mesapotamische Traumarbeit
Wenn wir uns westlichen Quellen zuwenden, dann ist einer der ältesten Traumberichte jener vom Sumerischen König Gudea, aus der Zeit von etwa 2200 v. chr. der zu dieser Zeit die Stadt Lagash regiert hat. Er hatte einen Traum zu einem Tempel, den zu bauen er sich vorgenommen hat (Van de Castle, 1994, p 49). Ein weiterer historischer Traumbericht ist jener aus dem Assyirsichen Gilgamesch Epos (Die Standardversion wurde von Sin-liqe-unninni zwischen 1300 und 1000 v. chr. aus noch älteren Legenden zusammengestellt) ( Wolff, 1952, pp. 100 - 108 & Boa, 1998, pp. 67 - 71) und in Tontafeln eingraviert, welche 1849 in einer weitläufigen früheren Bibliothek in Ninive gefunden wurden (Oppenheim, 1956).
Dr. A. Oppenheimer, Professor in Assyriologie an der University of Chicago's Oriental Institute, hat während seinen Studien zu historischen Texten aus dem Nahen Osten ein System der Traumeinordnung gefunden in welchem es folgende Traumarten gibt: a) Botschaftsträume in welchen etwa ein König einen Rat von einer Gottheit bekommt; b) Mantische Träume, in welchen die Leute nach Omen zu zukünftigen "Events" schauten; und c) Symbolische Träume, vor welchen man sich fürchtete, da sie Krankheiten und Begegnungen mit dämonischen Kräften bedeuteten (Oppenheim, 1966).
Auch Van de Castle hat interessantes zu Traumpraktiken aus dem Nahen Osten zu berichten:
Manchmal teilen wir mit dem Ziel, unsere Träume besser zu Verstehen, oder um ihrer uns belastenden emotionalen Energie zu entgehen, diese Träume einem Freund oder Familienmitglied mit. Die Mesopotamier hatten ein Ritual, in welchem sie die Träume einem Tonklumpen aus genau diesem Grund vorsagten. Der Träumer soll sich einen Tonklumpen an den Körper gedrückt und gesagt haben: Klumpen! In deiner Substanz ist meine Substanz eingegangen, und in meiner Substanz ist deine Substanz eingegangen. Danach soll der Träumer dem Tonklumpen all seine Träume erzählt, und dann folgendes gesagt haben: Sowie ich dich ins Wasser werfe, wirst du dich auflösen, auf dass die ungünstigen Wirkungen aller gesehenen Träume verschwunden, weggeschmolzen, und viele Meilen entfernt von meinem Körper sind. Eine weitere Variante war den Traum einem Schilf zu erzählen und dann den Schilf zu verbrennen. Man sollte dabei ins Feuer blasen damit das Schilf komplett zerstört sein würde. Amulette und Sprüche gegen böse Träume waren auch weitverbreitet. Diese Rituale wurden vor allem bei Albträumen und Träumen mit verbotenen Tätigkeiten und Sexpraktiken benutzt. Der störende Inhalt eines solchen Traumes konnte anderen nicht mitgeteilt, und seine potenziell boshafte Wirkung musste magisch vertrieben werden (Van de Castle, 1994, p. 51).
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