Elephant and the blind men

Schlussbemerkungen

    Jung schrieb in der Einleitung zu seinem 1940 ETH Kindertraum Seminar: "Unser Aufsuchen des Komplexes ist ein Aufsuchen der assoziativen Zusammenhänge zum Traumbild. Wir müssen wissen, was es bedeutet, wenn jemand von einem Elefanten träumt, nicht, was ich als Analytiker von einem Elefanten halte, sondern mit was er bei dem Menschen, der den Traum hatte, im Zusammenhang stand. Er war vielleicht am Abend vorher in einem zoologischen Garten, ein anderer war in einer Wildnis und hatte ein Erlebnis mit Elefanten, einem Dritten hatte die Frau gesagt: Du bist ein täppischer Elefant, etc. Für jeden bedeutet der Elefant etwas anderes. Sie müssen sich sorgfältig nach den Ereignissen des Vortages erkundigen. Wenn diese Kontexte aufgenommen werden, so muss man dabei den Betreffenden, dessen Traum man analysiert, dazu anhalten, dass er nicht freie Assoziationen macht, sondern dass er immer beim Bilde bleibt. Denn das Traumbild ist nichts Zufälliges, sonst müssten wir ja sagen: in der Natur ist alles zufällig, ein Chaos, es gibt keine Erklärung. Wir müssen annehmen, dass die Träume in der gesetzmässigen Welt enthalten sind, also gibt es eine gewisse Kausalität, nicht nur reine Willkür. Es sind bestimmte Gründe vorhanden, warum der Traum gerade so und nicht anders ist. Wenn Sie nun einzelne Vorstellungen des Traumes genau den Kontext betreffend untersuchen, werden Sie finden, dass gewisse Inhalte - längst nicht alle Träume - archetypischer Natur sind. ...

     "Der Schlussakt besteht in der Interpretation: man entwirft eine Hypothese über die mögliche Bedeutung des Traumes. Diese Formulierung muss prägnant sein. Sie müssen mit anderen Worten die Ausdrücke, die Sie gefunden haben, in den Traumtext einsetzen, den Traum noch einmal formulieren, aber nun mit den gefundenen Ausdrücken; dann kommen Sie auf den Sinn des Traumes" (Jung 1976, S. 8 - 9).

    Mary Louise von Franz, im Fraser Boa Filminterview das später als Buch publiziert wurde, hat es so formuliert: "Nach unserer Erfahrung ist Traumsymbolik sehr individuell. Es braucht die individuellen Assoziationen. Immer wichtig ist, was das Symbol für den Träumer bedeutet und was er oder sie für Erfahrungen mit diesem gehabt hat. Manchmal kann es inspirieren sein, einige von diesen modernen Traumbücher anzuschauen, um all die verschiedenen Möglichkeiten zu erfahren - was eine Schlange oder ein Pfau möglicherweise bedeutet - aber man muss zurück zum Traum gehen und fragen, "Was bedeutet es für den Träumer?" und das ist immer viel spezifischer." (Boa, 1988, S. 52).

    Referenzen
    Boa F: The Way of the Dream. Toronto: Windrose Films Ltd., 1988.
    Jung CG: Kindertraumseminar: Winter 1940 - 41. Zürich: Schippert & Co., 1976.

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