Die somatische und instinctive Ebenen
Vergessen wir nicht, dass Träume, auch wenn wir sie als angenehm oder unangenehm empfinden, weder "positiv" noch "negativ" sind. Wie ein Fels oder sonst ein natürliches Objekt oder Phänomen sind sie einfach, was sie sind. Trotz unserer gefühlten Reaktion (etwa Abscheu oder Grauen), können sogar unangenehme oder erschreckende Träume hilfreich und äusserst aussagekräftig sein.
Es gibt mehrere Ebenen oder Dimensionen der Bedeutung eines Traums. Diese können aber in zwei Gruppen zusammengefasst werden, die man mit innerlich oder äusserlich, subjektiv oder objektiv bezeichnen könnte. Schauen wir uns zuerst die subjektive Gruppe an; hier könnte man die tiefste Ebene als physisch oder somatisch bezeichnen. Gleichzeitig gibt uns der Körper oft Signale, dank denen wir Zugang zum Unbewussten bekommen (Mindell, 1985), und der so genannte "gefühlte Sinn" im Körper kann helfen festzustellen, ob die Interpretation eines Traums genau ist oder nicht (Gendlin, 1986).
Eine zweite subjektive Ebene der Bedeutung eines Traumes hat mit unserem Instinkt zu tun. Es gibt offensichtlich Träume, in denen unsere Triebe eine grosse oder dominante Rolle spielen. Wenn jemand übertrieben starken Hunger oder Durst verspürt, reflektieren diese Träume oft einen solchen Zustand. Dann versuchen diese Personen entweder, zu dem zu kommen, was auf einer imaginären Ebene fehlt, oder sie arbeiten an der Lösung des Problems, indem sie diese Bedürfnisse in der Realität befriedigen. Das gilt natürlich auch für sexuelle Bedürfnisse. Ich denke, es ist wohl so, dass unser Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anerkennung, Zärtlichkeit und Nähe ebenso auf unserem Instinkt beruht.
Jung verwendete manchmal den Begriff "psychoid", wenn er sich auf die somatische oder instinktive Ebene der psychischen Realität bezog. Er übernahm den Begriff vor allem von Bleuer, gab ihm aber ein anderes Gewicht. (Jung, CW 8, Abs. 367 - 368).
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